Im Zuge der Anpassung der Gesundheitssysteme an völlig neue Situationen könnte die Priorisierung von Flexibilität im Labor die langfristige Zukunftsfähigkeit gewährleisten.
Labore sehen sich heutzutage einer steigenden und unvorhersehbaren Anzahl an Testanforderungen bei gleichzeitigem Ressourcen- und Kostendruck ausgesetzt. Diese Herausforderungen sind zwar nicht neu, aber durch die anhaltende globale Pandemie ist es wichtiger denn je, schnell darauf zu reagieren. Durch die richtigen Investitionen in Infrastruktur und neue Technologien können Labore leichter mit der zusätzlichen Arbeitsbelastung fertig werden und die grundsätzlichen Herausforderungen im Gesundheitssektor über COVID-19 hinaus bewältigen.
Eine Rückkehr ist ausgeschlossen
Seit Beginn der Pandemie schoss die Zahl diagnostischer Tests in astronomische Höhen. Allerdings könnte es sich als kostspieliger Fehler erweisen, eine Erhöhung der Kapazitäten als lediglich vorübergehende Notwendigkeit zu betrachten. Tatsächlich werden das Volumen und die Vielfalt der Tests vermutlich auch in Zukunft hoch bleiben, wenn sowohl Regierungen und Gemeinden als auch der Einzelne die Bedeutung der Diagnostik erkennen.
Zudem ist nun, da die sozialen Beschränkungen gelockert und weniger COVID-19-Tests durchgeführt werden, davon auszugehen, dass sich die Zahl an Routinetests wieder erhöhen wird. Eine kürzlich durchgeführte Studie zu den kurzfristigen Auswirkungen der Pandemie ergab, dass die routinemässige Nachsorge von Patienten mit übertragbaren oder nicht übertragbaren Krankheiten während der Lockdowns deutlich zurückging1. Im Zusammenhang damit wurden viele notwendige Tests verschoben, was in Zukunft zu einer höheren Nachfrage führen wird.
Zugrunde liegende Herausforderungen erkennen
Das Ökosystem im Labor ist komplex. Veränderungen in der einen Richtung haben häufig einen fatalen Effekt in anderen Bereichen—wie es auch bei der Erhöhung der Kapazität der Fall war. Um dem plötzlichen Anstieg an Testanforderungen gerecht werden zu können, haben viele Labore ein 24-Stunden-Arbeitsmodell eingeführt und damit begonnen, auch auf Analysensysteme externer Einrichtungen zurückzugreifen.
In einem Labor ergab sich durch Nutzung der Infrastruktur der National AIDS Control Organization (NACO) und des National Tuberculosis Elimination Program (NTEP) die Möglichkeit, die Kapazität zu verdoppeln.2 Angesichts eines branchenweiten Engpasses an geschultem Personal könnte eine derart schnelle Expansion jedoch dazu führen, dass die Arbeitsbelastung für das vorhandene Personal nicht mehr tragbar wird, was wiederum zu Lasten der Qualität der Ergebnisse geht.
Das Jonglieren mit begrenzten personellen Ressourcen ist nicht die einzige Herausforderung, die sich bei einer Erweiterung der Kapazität stellt. Zahlreiche logistische Hürden können sich auf die Effizienz auswirken. Dazu zählen auch die Beschaffung erforderlicher Ausgangsmaterialien für Tests und die Erhöhung des Aufwands für die Gewinnung und den Transport der Proben. Es liegt auf der Hand, dass eine langfristige Lösung erforderlich ist.