Produkte & Indikationen

Antibiotic Stewardship

Bekämpfung von Antimikrobiotikaresistenz mit Diagnostika

Als Antimikrobiotika bzw. Antibiotika in den 1940er und 1950er Jahren auf breiter Basis verfügbar wurden, galten sie oft als «Wundermittel», da sie eine grosse Zahl häufiger und unterschiedlicher Infektionen sowie komplexere bakterielle Erkrankungen wie Tuberkulose erfolgreich behandeln konnten. Seither konnten mit dieser medizinischen Innovation Millionen und Abermillionen von Menschenleben auf der ganzen Welt gerettet werden.

Heute allerdings verblasst die Strahlkraft dieses Wundermittels zusehends. Aufgrund der übermässigen oder gar falschen Anwendung von Antimikrobiotika haben einige Bakterienstämme Resistenz gegen die Behandlung mit Antimikrobiotika entwickelt. Wissenschaftler befürchten, dass bei einer Fortsetzung des Trends eine «Post-Antibiotika-Ära» anbrechen könnte,1 in der bereits kleine Hautverletzungen oder Infektionen tödlich sein können.

 

Entwicklung einer nachhaltigen Lösung in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen

 

Roche und 12 weitere führende Unternehmen aus dem Gesundheitsversorgungssektor arbeiten derzeit an einer neuen Vorgehensweise zur Entwicklung einer nachhaltigen Lösung für das dringliche Problem der Antimikrobiotikaresistenz. Diese «Roadmap» umfasst vier Kernaktivitäten, die bis 2020 umgesetzt sein sollen, und wurde im Nachfeld einer Generalversammlung der Vereinten Nationen zu Antimikrobiotikaresistenz 2016 erarbeitet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ihrerseits einen globalen Aktionsplan mit fünf strategischen Zielen aufgestellt.2

 

Diagnostik: Das Wissen um den passenden Zeitpunkt zur Verschreibung von Antimikrobiotika

 

Medizinische Diagnostika können bei der Bekämpfung antimikrobieller Resistenz eine wichtige Rolle spielen. Die US-amerikanische Seuchenschutzbehörde (Centers for Disease Control) hält die Vermeidung des unnötigen Einsatzes von Antimikrobiotika für eine der wichtigsten Massnahmen. Laut Studien gibt es für bis zu 50 % der in Krankenhäusern angewendeten Antibiotika keine Bedarfsgrundlage.3

Im Vergleich zu einigen europäischen Ländern stellen Ärzte in den USA mehr als doppelt so viele Antibiotika-Rezepte pro 1’000 Personen aus.4  Dieser Trend legt nahe, dass eine erhebliche Zahl der Antimikrobiotikaverschreibungen in den USA nicht notwendig ist. Kürzlich wurde dazu auch eine Studie vom CDC (Centers for Disease Control and Prevention) veröffentlicht. Mehr erfahren

 

Die unnötige Anwendung von Antimikrobiotika kann das Wachstum resistenter Bakterien begünstigen

 

Antimikrobiotika töten eine grosse Anzahl schädlicher, aber auch nützlicher Bakterien im Körper. Resistentere Bakterien haben eine bessere Überlebenschance und können sich in einem Milieu mit weniger Konkurrenz wahrscheinlich besser vermehren – ein Prinzip, das auch als Selektionsdruck bezeichnet wird.5 Aus diesem Grund sollten Antimikrobiotika nur im absoluten Bedarfsfall eingesetzt werden. 

 

Point-of-Care-Produkte helfen dem Arzt, eine schnelle und genaue Diagnose zu stellen

 

Zur Diagnose bakterieller Infektionen greifen Ärzte üblicherweise auf die Dienste von Zentrallaboren zurück, in denen das Anlegen und Auswerten von Kulturen mehrere Tage dauern kann. In den letzten Jahren wurden jedoch speziell im Segment Point-of-Care (POC)-Diagnostika erhebliche Fortschritte erzielt. Diese kompakten, aber leistungsstarken Produkte können in der Arztpraxis genauso wie in der Notaufnahme und anderen Gesundheitsversorgungseinrichtungen in Minutenschnelle genaue Ergebnisse liefern, die als Grundlage für Therapieentscheidungen dienen. 

Die neueste Generation von Point-of-Care-Diagnostika beruht auf der PCR-Technologie (siehe Infokasten unten), sodass medizinische Fachpersonen zur richtigen Zeit die richtigen Informationen erhalten, um Antimikrobiotika nur dann zu verschreiben, wenn sie auch tatsächlich notwendig sind. 

Durch die Verfügbarkeit von Point-of-Care-Diagnostika auf der Grundlage von PCR-Technologie verändern sich derzeit gewohnte Abläufe in der Gesundheitsversorgung. Das medizinische Personal kann aus dem Hals eines Patienten einen Abstrich nehmen und mit einem kompakten Gerät innerhalb von 15 Minuten hochpräzise Ergebnisse zum Vorhandensein von A-Streptokokken erzielen. Der Arzt bzw. die Ärztin weiss dann mit einem hohen Grad an Gewissheit, ob Antimikrobiotika zu verschreiben sind oder nicht.

Die Kombination aus PCR und Point-of-Care-Diagnostika kann auch zum Nachweis bestimmter Grippeviren eingesetzt werden und ermöglicht schnellere informierte Entscheidungen der Ärzte hinsichtlich der Verschreibung von antiviralen Medikamenten. 

 

Die nächste Generation der PCR: Bahnbrechende Wissenschaft in anwendungsfreundlichen Diagnostika 

 

Die Polymerasekettenreaktion (Polymerase Chain Reaction, PCR) ist eine Methode zur schnellen Herstellung einer grossen Anzahl von Kopien einer DNA-Probe, beispielsweise aus Blut oder Speichel. Sobald genug DNA hergestellt worden ist, können automatisierte Tests das Vorhandensein eines bestimmten Bakteriums oder Virus nachweisen. Die PCR-Technologie, für die 1983 der Nobelpreis verliehen wurde, gilt als eine der wichtigsten wissenschaftlichen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts.  Bis vor kurzem wurde die PCR noch in molekularbiologischen Laboren mit ausgeklügelter Ausstattung von hochqualifizierten Laboranten durchgeführt und dauerte mehrere Tage. Die PCR der nächsten Generation lässt sich nun in einem anwendungsfreundlichen, kompakten Format von ungefähr der Grösse eines Toasters durchführen. Tests, die vom normalen Personal einer Arztpraxis durchgeführt werden, können in weniger als 20 Minuten genaue Diagnoseergebnisse liefern.

 

Leichtere Identifizierung und Eindämmung von Infektionen mit Krankenhauskeimen

 

In Ländern mit entsprechender Freigabe seitens der Zulassungsbehörden können Point-of-Care-Diagnostika mit PCR-Technologie dazu beitragen, das gefährliche Problem von Infektionen mit Krankenhauskeimen leichter unter Kontrolle zu bringen. Einer der häufigsten Erreger solcher Infektionen ist C. difficile (Clostridium difficile), ein Bakterium, das Fieber, Bauchschmerzen und Durchfall verursacht und sich schnell ausbreitet, da es gegen viele Antimikrobiotika resistent ist. Ein weiterer häufiger Erreger ist das Bakterium MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus), das Resistenz gegen eine ganze Reihe von Antimikrobiotika entwickelt hat und ausgedehnte Infektionen verursachen kann.

Jedes Jahr erkranken bis zu 90’000 Amerikaner an einer invasiven MRSA-Infektion, ungefähr 20’000 davon sterben daran.7 Nach Angaben der US-amerikanischen Centers for Disease Control beläuft sich die Anzahl der Infektionen mit C. difficile in den USA pro Jahr auf fast 500’000. In einer Studie bei mit C. difficile infizierten Patienten verstarben fast 29’000 innerhalb von 30 Tagen nach der Diagnose, und mehr als die Hälfte dieser Todesfälle (15’000) wurde direkt auf die Infektion mit C. difficile zurückgeführt. 8

Point-of-Care-Diagnostika sind eine wichtige Waffe im Kampf gegen Antimikrobiotikaresistenz, aber nur ein Standbein innerhalb eines viel komplexeren Ansatzes. Nachhaltige Fortschritte lassen sich nur erzielen, wenn sich Regierungen, die Privatindustrie und nicht-staatliche Einrichtungen auf breiter Front verbünden. In Anbetracht der Dringlichkeit des Problems Antimikrobiotikaresistenz beteiligt sich Roche intensiv an den Bemühungen, eine Lösung zu finden. 

Portfolio
Testangebot PCR

 

cobas® MTB-RIF/INH

RMD_Molecular Home Assay_Virology
Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus und Staphylococcus aureus
 

MRSA ist eine bakterielle Infektion, die sich von der Infektion durch SA zunächst nicht unterscheidet. 

Mehr erfahren

  1. WHO’s first global report on antibiotic resistance reveals serious, worldwide threat to public health, News release, 30 April 2014. http://www.who.int/mediacentre/news/releases/2014/amr-report/en/
  2. http://www.wpro.who.int/entity/drug_resistance/resources/global_action_plan_eng.pdf 
  3. Centers for Disease Control and Prevention (2014). Overview and evidence to support stewardship: Fast facts. http://www.cdc.gov/getsmart/healthcare/evidence.html
  4. Goosens, H., Ferech, M., Coenen, S., & Stephens, P. (2007). Comparison of outpatient systemic antibacterial use in 2004 in the United States and 27 European countries. Clinical Infectious Diseases, 44 (9). http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17366456
  5. Alliance for the Prudent Use of Antibiotics (APUA). http://emerald.tufts.edu/med/apua/about_issue/about_antibioticres.shtml
  6. Mark R. Hughes, Deputy Director of the National Center for Human Genome Research at the National Institutes of Health (perhaps better known as the Human Genome Project).
  7. MRSA Research Center, The University of Chicago Medicine. http://mrsa-research-center.bsd.uchicago.edu
  8. C Diff Foundation. https://cdifffoundation.org/2016/09/10/centers-for-disease-control-and-prevention-cdc-provides-updates-on-c-difficile-infection-management-and-treatment/
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