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Verbesserung der Diagnose von Infertilität und das Anti-Müller-Hormon (AMH)

Die Bedeutung der Bestimmung des Anti-Müller-Hormons (AMH)

Der Wunsch nach Kindern ist für viele Paare etwas Natürliches, und schwanger zu werden erscheint zunächst nicht schwer. Manche Paare erleben jedoch genau das Gegenteil. Etwa 10 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter leiden an Infertilität und weitere 25 Prozent erleben diese Situation einmal im Leben. Infertilität liegt laut WHO vor wenn nach mindestens einem Jahr regelmäßigem Geschlechtsverkehr ohne Empfängnis verhütende Maßnahmen keine Empfängnis eintritt. Die Anzahl und Qualität der Eizellen geht ab Mitte 30 zurück, wobei sich dieser Prozess auf das 40. Lebensjahr hin gehend beschleunigt.

Infertilität bedeutet nicht, dass ein Kinderwunsch nie in Erfüllung gehen kann, aber die Chancen auf eine natürliche Empfängnis sind verringert. Die Empfängniswahrscheinlichkeit ist bei Frauen ab 35 nur ungefähr halb so gross wie bei Frauen unter 25. Häufig ist Infertilität auf Erkrankungen oder Störungen der Fortpflanzungsorgane zurückzuführen, aber in 12 Prozent der Fälle ist die Ursache nicht bekannt.1,2 Unerklärte Infertilität bedeutet, dass der unerfüllte Kinderwunsch möglicherweise durch ein medizinisches Problem bedingt ist, das vom Arzt aber nicht identifiziert werden kann. Beispielsweise können auch die eher unspezifischen Faktoren Stress, Rauchen und Übergewicht den Eisprung beeinflussen.

Infertilität ist ein Problem, das in vielen Fällen sowohl bei der Frau als auch beim Mann liegt.  Experten schätzen, dass ungefähr 50 Millionen Paare weltweit nicht schwanger werden können und bei ungefähr 10 Prozent keine natürliche Empfängnis stattfinden kann.3

Es gibt keinen exakten Zeitpunkt, ab dem ein Paar letztendlich eine Infertilität akzeptieren muss, und eine Diagnose dieser Art bedeutet nicht zwangsläufig, kinderlos bleiben zu müssen. Ungefähr drei von vier Frauen können mit medizinischer Hilfe erfolgreich schwanger werden.

Unabhängig von ihrer Ursache ist eine vermutliche Infertilität für die Paare emotional sehr belastend, mit zum Teil erheblichen psychologischen Auswirkungen.  Für viele Paare bleibt als einzige Option eine künstliche Befruchtung. Allerdings sollten Paare, die diese Möglichkeit in Betracht ziehen, nichts überstürzen. Es gilt viele Faktoren abzuwägen, beispielsweise die Kosten der Behandlung und darüber hinaus eine zuverlässige Beurteilung der Empfängniswahrscheinlichkeit.

Die Messung des Anti-Müller-Hormons (AMH) kann dabei helfen, die ovarielle Funktionsreserve zu bestimmen, und hat zusätzlich prognostischen Wert bei der Festlegung der richtigen Behandlungsstrategie. Kürzlich durchgeführte Studien zeigen, dass bei Patientinnen, die sich einer künstlichen Befruchtung unterziehen, der AMH-Basisspiegel mit der ovariellen Reaktion assoziiert  ist.4

Im März 2018 wurde in der Schweiz der Elecsys® AMH Plus Test eingeführt. Dieser Test ist als Companion Diagnostic zusammen mit Rekovelle® (Follitropin Delta, Ferring Pharmaceuticals) zugelassen, und verbessert die Fertilitätsbehandlung durch Gabe einer personalisierten Dosis dieses Follikel-stimulierenden Hormons basierend auf dem AMH-Wert und dem Gewicht der Patientin.

 

 

Was ist das Anti-Müller-Hormon?

 

Das Anti-Müller-Hormon (AMH) wird in den heranwachsenden Follikeln im Eierstock der Frau gebildet und begrenzt die Bildung von Primärfollikeln durch Verlangsamung der FSH-vermittelten Rekrutierung von Follikeln. Die Messung der Blutspiegel dieses Proteins ermöglicht dem Arzt eine Beurteilung der ovariellen Funktionsreserve. Diese wiederum dient als Grundlage für die patientenindividuelle Festlegung einer angemessenen Behandlung, um die Chancen der Patientin schwanger zu werden zu maximieren. Darüber hinaus könnte der AMH-Wert helfen Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom, einer Hormonstörung und Ursache für Infertilität, zu identifizieren. Der AMH-Test ist nicht das einzige Verfahren dieser Art, da der Arzt immer auch noch weitere Untersuchungen durchführen kann, beispielsweise per Ultraschall. Darüber hinaus können die Spiegel anderer Hormone bestimmt werden, beispielsweise von Östradiol und FSH, ein Hormon, das zur Regulierung des Menstruationszyklus beiträgt.

Literatur

 

  1. ASRM. Quick facts about infertility. Available at: http://www.asrm.org/detail.aspx?id=2322 (Last accessed June 2014).
  2. CDC. National Survey of Family Growth (2006–2010). Available at: http://www.cdc.gov/nchs/data/nhsr/nhsr051.pdf (Last accessed June 2014)
  3. Maya N. Mascarenhas et al. (2012): National, Regional, and Global Trends in Infertility Prevalence Since 1990: A Systematic Analysis of 277 Health Surveys; DOI: 10.1371/journal.pmed.1001356
  4. Himabindu Y, Sriharibabu M, Gopinathan K, Satish U, Louis TF, Gopinath P. J Hum Reprod Sci. 2013 Jan;6(1):27-31. doi: 10.4103/0974-1208.112377