Hepatitis B ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten überhaupt. Nach Angaben der WHO lebten 2019 ungefähr 296 Millionen Menschen mit chronischer Hepatitis B und ungefähr 820'000 Menschen sind daran gestorben. Pro Jahr kommen 1.5 Millionen Neuinfektionen dazu.1 Die Prävalenz für Hepatitis B ist am höchsten in der West-Pazifik Region und in Afrika, aber auch in Europa leben laut Schätzung der WHO 14 Millionen mit einer chronischen Hepatitis B Infektion.1 In der Schweiz ist die HBV-Prävalenz seit Jahren rückläufig und liegt derzeit bei ca 0.5% der Bevölkerung.2
Eine Hepatitis B Infektion kann akut oder chronisch verlaufen. Per Definition ist eine akute HBV Infektion innerhalb von 6 Monaten selbstlimitierend.1 Von chronischer Hepatitis B spricht man, wenn HbsAg im Serum länger als 6 Monate nachweisbar bleibt.3 Eine chronische HBV Infektion kann zu Leberzirrhose und Hepatozellulärem Karzinom (HCC) führen.4 Es wird geschätzt, dass chronisch erkrankte Männer mit einer 40-50% Wahrscheinlichkeit im Verlaufe des Lebens ein HCC entwickeln.4 Bei Frauen ist das Risiko mit 15% deutlich geringer.5
HBV kann perinatal oder vertikal von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Die Wahrscheinlichkeit eine chronische HBV zu entwickeln ist am höchsten, wenn die Infektion bei der Geburt oder in der frühen Kindheit erworben wird.6 Die Wahrscheinlichkeit bei perinataler Übertragung eine chronische Infektion zu entwickeln liegt bei 95%. Dahingegen ist die Wahrscheinlichkeit bei Erwachsenen bei 5%.1 Die horizontale Übertragung erfolgt hauptsächlich über sexuellen Kontakt, perkutan, beim Kontakt mit infizierten Körperflüssigkeiten, über Bluttransfusion oder Organtransplantation.1 Wichtigste Möglichkeiten zur Prävention sind Impfung, Prävention der perinatalen Übertragung, Hygienemassnahmen, sowie Screening von Blutprodukten und Transplantat-Spendern und –Empfängern. Mit einer Überlebensrate von 7 Tage ausserhalb des Organismus ist das HBV äusserst stabil.1
In vielen Fällen verläuft die Infektion symptomlos. Symptome einer akuten Hepatitis B Infektion sind in der Mehrzahl unspezifisch, wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Fieber. Einige Infizierte entwickeln eine akute ikterische Hepatitis. In seltenen Fällen kann die Infektion auch fulminant mit akutem Leberversagen verlaufen.1
Antigen | (Total) Antikörper | Igm-Antikörper |
Surface-Antigen (HBsAg) Erstes serologisch nachweisbares Hepatitis-Antigen.7 Persistenz > 6 Monate entspricht chronischer Hepatitis B-Infektion. |
Anti-HBs Neutralisierender Antikörper Bedeutung: überwundene Infektion und/oder Immunität7 (Durch HBV-Impfung werden nur anti-HBs-Antikörper induziert). |
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Core-Antigen (HBcAg) Kann im Serum nicht nachgewiesen werden. |
Anti-HBc Nicht neutralisierende Antikörper, der sowohl bei Personen, die sich von einer HBV Infektion erholt haben, wie auch bei solchen, die eine chronische HBV Infektion entwickeln, vorkommen kann.8 Kann der einzige Marker einer chronischen HBV Infektion sein (z.B. bei okkulter Infektion).9 Wird z.T. als zusätzlicher Screening-Marker verwendet |
Anti-HBc IgM Marker für akute, aktive HBV Infektion.7 Verschwindet idR beim Übergang zu chronischer Infektion.7 Obwohl Anti-HBc IgM als Marker für eine akute HBV Infektion gelten, sind 10-20% der chronischen HBV Patienten während Hepatitis-Flares positiv für anti-HBc IgM.10 |
E-antigen (HBeAg) |
Anti-HBe | |
Ein kleines aus dem Pre-Core Protein prozessiertes Polypeptid. Vorhandensein von HBeAg steht für virale Replikation (und damit Infektiösität) während akuter oder chronischer Hepatitis B-Infektion.7 |
Serokonversion zu anti-HBe zeigt das Ende der aktiven viralen Replikation an und entspricht entweder dem Zeitpunkt der Überwindung der Infektion oder der Remission bei chronischer Hepatitis B-Infektion.7 |
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HBV DNA |
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Früh nach Infektion nachweisbar (vor HBsAg) Wird v.a. zur Überwachung des Therapieerfolgs verwendet.11 |