Eine kaum bekannte sexuell übertragene Erkrankung
Mycoplasma genitalium ist ein komplexer bakterieller Organismus, der 1980 entdeckt wurde. Aufgrund seiner spezifischen Struktur und der Voraussetzungen für die Kultivierung gestaltete sich seine Isolierung und Erforschung jedoch extrem schwierig. Daher wurde seine sexuelle Übertragbarkeit erst in letzter Zeit erkannt und nachgewiesen.
Die Übertragung von M. genitalium geschieht durch direkten Kontakt der Schleimhäute der Genitalien sowie genital-anorektalen Kontakt. Die Infektion ist als Ursache von Harnröhrenentzündungen beim Mann anerkannt: Auf sie entfallen etwa 15–20 Prozent der Fälle nicht-gonorrhoischer Urethritis (NGU), 20–25 Prozent nicht-chlamydialer NGU und etwa 30 Prozent persistierender oder rezidivierender Urethritis. Bei Frauen ist sie zudem für mit Gebärmutterhalsentzündungen verbundene Schmerzen und Unwohlsein verantwortlich.
Während bei etwa 70 Prozent der Männer Symptome auftreten, verläuft die Infektion bei Frauen meist asymptomatisch: Dies stellt aufgrund der unwissentlichen Übertragung zwischen Partnern ein schweres Gesundheitsrisiko dar.
Hindernisse bei der Bekämpfung von MG
Die Erforschung dieses Organismus scheint sich noch in den Anfängen zu befinden, aber die Forschungstätigkeit wächst exponentiell und hat gezeigt, dass MG gefährlicher ist als anfänglich gedacht. Bleibt eine Behandlung aus, kann MG bei Männern wie Frauen schwere gesundheitliche Komplikationen nach sich ziehen. Hierzu gehören Beckenentzündungen, ungünstige Schwangerschaftsausgänge wie Früh- und Fehlgeburten, erhöhte Ansteckungsgefahr mit HPV, sexuell erworbene reaktive Arthritis und Unfruchtbarkeit.
Mycoplasma genitalium hat zudem Antibiotika-Resistenz entwickelt. Damit steigt die Prävalenz der langfristigen Folgen durch die zunehmend erschwerte Behandlung der Infektion. In Ländern wie Japan, Australien, den Niederlanden, England, Russland, Estland und Frankreich, wurde bereits das Aufkommen von Mycoplasma-genitalium-Stämmen mit mehrfacher Arzneimittelresistenz nachgewiesen.
Mit der Resistenz bestimmter Stämme gegen die meisten Therapien und der dadurch erschwerten Behandlung steigt der dringende Bedarf an diagnostischen Methoden mit breiter Verfügbarkeit zum Nachweis der Krankheitserreger und zur Überwachung ihrer Inzidenz.
Überwachungsbedarf
Da die sexuelle Übertragbarkeit dieser Infektion erst seit Kurzem bekannt ist, gibt es in den meisten Ländern keine Programme zur Überwachung des Infektionsstatus. Aufgrund der zunehmenden Krankheitslast und Antibiotika-Resistenz und des dreifach erhöhten Risikos einer HIV-Ansteckung sind präzise und effiziente diagnostische Methoden für ein Screening von entscheidender Bedeutung.
Die Verbesserung und Entwicklung von Tests anhand von Nukleinsäure-Amplifikation eröffnen Möglichkeiten für die Erforschung und Diagnose von Infektionen, wie es sie früher nicht gab. Mycoplasma genitalium ist ein anspruchsvoller Organismus, der sich nur mit sehr spezifischen Nährstoffen und Bedingungen kultivieren lässt. Daher sind andere diagnostische Techniken wie die Laborkultur sehr schwierig, zeitaufwändig und unzureichend für die Zucht und Diagnose des Organismus. Dank der Entwicklung von NAATs unter Einsatz von PCR-Technologie – wie der Test von Roche – konnten Wissenschaftler ermitteln, wie dieser geheimnisvolle Organismus funktioniert und wie er sich in der wachsenden Patientenpopulation nachweisen und behandeln lässt.