SARS-CoV-2 wird hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion (Atemtröpfchen und Aerosole) übertragen.2,3 Die Inkubationszeit von der Infektion bis zu einer nachweisbaren Viruslast im Wirt liegt üblicherweise zwischen zwei und 14 Tagen.4,5 Die Nachweisbarkeit der Viruslast kann mit dem Auftreten klinischer Anzeichen und Symptome einhergehen, wenngleich ein erheblicher Anteil der Infizierten asymptomatisch oder lediglich leicht symptomatisch bleibt.6-8 Der Zeitraum, in dem eine Person mit COVID-19 infektiös ist, ist noch nicht eindeutig geklärt, es ist jedoch gut beschrieben, dass sowohl symptomatische als auch asymptomatische und präsymptomatische Personen das Virus weitergeben.9-11
Coronavirus-Genome codieren 4 Hauptstrukturproteine: Spike (S), Hülle (E), Membran (M) und Nukleokapsid (N). Das S-Protein ist ein sehr grosses Transmembranprotein, das sich zu Trimeren zusammensetzt und so die charakteristischen Stacheln bzw. Spikes an der Oberfläche von Coronaviren bildet. Jedes S-Monomer besteht aus einer N-terminalen S1-Untereinheit und einer membranproximalen S2-Untereinheit. Das Virus gelangt durch Bindung des S-Proteins an den Angiotensin-Converting-Enzym-2- bzw. ACE2-Rezeptor in die Wirtszelle. Dieser Rezeptor ist auf der Oberfläche zahlreicher Zelltypen vorhanden, beispielsweise auf alveolären Zellen vom Typ II in der Lunge und auf Epithelzellen in der Mundschleimhaut.12,13 Mechanistisch gesehen bindet die Rezeptorbindungsdomäne (RBD) der S1-Untereinheit an den ACE2-Rezeptor.14,15
Bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 erzeugt der Wirt normalerweise eine Immunantwort gegen das Virus, unter anderem mit Bildung spezifischer Antikörper gegen Virusantigene. Offensichtlich erscheinen IgM- und IgG-Antikörper gegen SARS-CoV-2 fast gleichzeitig im Blut.16 Es gibt erhebliche interindividuelle Unterschiede bezüglich der Menge und des chronologischen Erscheinens von Antikörpern bei COVID-19-Patienten. Generell kommt es allerdings nach ungefähr zwei Wochen zur Serokonversion.17-20
Nach einer Infektion oder Impfung nimmt die Stärke der Bindung von Antikörpern an Antigene mit der Zeit zu – ein Vorgang, der als Affinitätsreifung bezeichnet wird.21. Hochaffine Antikörper können eine Neutralisation hervorrufen, indem sie bestimmte Virusepitope erkennen und daran binden22,23. Es wurden Antikörper gegen SARS-CoV-2 mit starker Neutralisationskapazität nachgewiesen, deren Potenz besonders hoch ist, wenn sie gegen die RBD gerichtet sind.24-27 Derzeit befinden sich zahlreiche Impfstoffe gegen COVID-19 in der Entwicklung. Viele davon zielen darauf ab, eine Immunantwort gegen die RBD hervorzurufen.28-30